Kunstraum Ewigkeitsgasse
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das Kulturjournal von Welt&Co.
Am 2. Samstag im Monat um 19:00 Uhr bei Radio Agora 105.5 und weltweit im Cultural Broadcast Archive, dem Archiv der Freien Radios in Österreich.
In der heutigen Folge unternehmen wir einen Ausflug in die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz, die wir „erhören“ wollen. Die im Rahmen der „Europa erhören“-Reihe erschienene CD-Produktion (Die2/Wieser-Verlag) präsentiert Texte und Töne aus einer Stadt, die einmal eine der fünf „Führerstädte“ war. Hitler wollte dort die größte Kunst- und Gemäldegalerie errichten – mittels Kunstraub. Mit Zwangsarbeitern wurde ab 1938 die „Reichswerke Hermann Göring AG Berlin“ aufgebaut und die Stahl- und Rüstungsproduktion forciert. 1986, nach einer Aufarbeitung der Geschichte der Stahlstadt während der NS-Zeit, wurde Linz zur Friedensstadt, in der kein Platz für Extremismus, Rassismus oder Antisemitismus sein sollte.
Linz war damals noch weit von Wien entfernt, und die Anlagen der Voest roch man bei offenen Zugfenstern schon in Enns. Heute, nachdem Linz auch ein Gastspiel als europäische Kulturhauptstadt hinter sich gebracht hat, 2009 war das, ist alles anders: Im Zug lassen sich die Fenster nicht mehr öffnen, dafür braucht man vom Wiener Westbahnhof bis zum Linzer Hauptbahnhof nicht mehr zweieinhalb Stunden sondern nur noch knapp 70 Minuten. Das Stahlwerk verstinkt nicht mehr die Umgebung und aus der ehrwürdigen Tabak-Fabrik, für die es nach Wolfgang Schüssels Abverkauf der heimischen Industrie keinen Bedarf mehr gab, ist zu einem Veranstaltungszentrum umgebaut worden. Seit dem „Lentos“ dominiert nicht mehr das Brucknerhaus das rechte Donauufer – und auf der Urfahrer-Seite hat sich neben der Nibelungenbrücke das Ars Electronica-Center breit gemacht: das vom damaligen ORF-Oberösterreich-Intendanten Hannes Leopolsdeder entwickelte Kunst- und Technologiefestival hat heute internationale Ambitionen – auch wenn die ursprüngliche Erdigkeit dabei verloren gegangen ist. Auf den Pöstlingberg fährt zwar immer noch eine Straßenbahn, die gefühlt 40 Jahre alt ist, aber die Stadt selbst ist längst von Bayer-Leverkusen neu gestrichen worden.
Sie hören Auszüge aus der CD-Produktion „Europa Erhören – Linz.“ Es lesen Wolfgang Böck und Mercedes Echerer.