Kunstraum Ewigkeitsgasse
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Alljährlich findet am 10. Mai eine Leseperformance zum Gedenken an den 10. Mai 1933, Tag der Bücherverbrennung in Nazi-Deutschland, statt. Autoren sind eingeladen, von 14-18 Uhr kurze eigene oder auch Fremdtexte im Rahmen der Veranstaltung Zeitprägungen zu lesen.
Foto: Quelle: AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung
Wenn es ein Datum gibt, an dem Deutschland aufhörte, die größte Wissenschaftsnation und die wichtigste Kulturnation der Welt zu sein, dann war es der Abend des 10. Mai 1933, an dem Studenten, Professoren, Burschenschaftler in voller Montur und Mitglieder von SA und Hitlerjugend einen Schritt in Richtung eines der Scheiterhaufen machten, die in mehr als 70 deutschen Städten brannten, und mit einem „Feuerspruch“ auf den Lippen Bücher von „undeutschen“ Autoren in die Flammen warfen. Das ehemalige Land der Dichter und Denker bekannte sich damit endgültig zu einem neuen Barbarismus.
Unter den deutschen Intellektuellen und Künstlern kam es 1933 zu einem beispiellosen Exodus. Die Nation, die vom Ausland oft als "Land der Dichter und Denker" bewundert worden war, zwang viele ihrer größten Talente zur Emigration. Die Schriftsteller Thomas Mann, Erich Maria Remarque und Lion Feuchtwanger - sie alle und viele weitere Geistesgrößen verließen nach und nach das nationalsozialistische Deutschland. Dort engagierten sich einige gegen die Nationalsozialisten. Der Nobelpreisträger Thomas Mann, dessen Bücher am 10. Mai 1933 verbrannt worden waren, sprach während des Zweiten Weltkriegs über die britische Rundfunkanstalt BBC zu den Deutschen: "Es ist eine warnende Stimme - Euch zu warnen ist der einzige Dienst, den ein Deutscher wie ich Euch heute erweisen kann."
Wer nicht ins Ausland ging, erhielt oft ein Publikationsverbot - wie beispielsweise Erich Kästner. 1934 waren bereits über 3.000 Bücher und Schriften zensiert. Der Großteil der Deutschen jedoch, darunter viele unkritische Intellektuelle und Professoren, nahmen die Bücherverbrennung und die Zensur stumm hin. Manch einer begrüßte sie sogar. Eine weitere bittere Erkenntnis aus den Bücherverbrennungen vom Mai 1933: Ausgerechnet Studenten hatten eifrig dabei geholfen, die deutsche Geisteswelt aus- und gleichzuschalten.